(3. Mai 2015) Uns erreichte folgende Zusendung vom Marcus Berendes:

DIE WAHRHEIT ÜBER DAS FRANZBRÖTCHEN

Das F-Wort. Jeder Einwohner unserer schönen Stadt, eine der schönsten auf der Welt, und DIE schönste F-Wort-Stadt: HAMBURG. Genauer gesagt: Freie und Franzbrötchenstadt Hamburg. Bedeutende Metropole. Alle Welt beneidet uns um unser Franzbrötchen!
Nicht, dass es Gebäck mit diesem Namen nur hier gäbe: In Hessen haben sie auch eins, doch das ist nur ein schnödes, nach nix schmeckendes Weißmehl-Dings; nebenan in der Pfalz sagen sie dazu „Fietze“.
Aber! Das geht doch nun wirklich zu weit! Bei aller Liebe, ihr Hessen und Pfälzer…
Doch nun ist es an der Zeit. An der Zeit, das Schweigen zu brechen. Das Geheimnis zu lüften. An der Zeit, mit den F-Wort-Irrtümern aufzuräumen. Es ist Zeit, den Franzbrötchenmenschen nun endlich die Wahrheit zu erzählen und Zeit vor allem, die Unwahrheiten der Geschichtsschreibung zu korrigieren. Eine neue Zeit bricht an: Das Canelpanozän. (Zumindest in Hamburg mit seiner diesbezüglich ganz eigenen Zeitrechnung!) Vergessen Sie alles, was Sie über den Feldzug der Franzosen durch Napoléon und seiner imperialistischen Phantasien bisher wussten! (Sog. „Franzosenzeit“ in Hamburg 1806-1814.)
Napoléon wollte ein großer Herrscher sein
[nicht nur weltlich, also machtpolitisch, sondern – nein: auch physiologisch gesehen – er war nicht sehr groß gewachsen. Anm. d. Autors] denn er war ein kleiner Mann, den seine Untergebenen nur allzu oft ganz leicht übersahen!
Doch Napoléon hörte von Händlern, die ihre Waren aus der Elbmetropole bis nach Paris brachten, von einem seltsamen, wundervollen und geheimnisvollen Gebäck aus Hamburg. Es sollte angeblich unglaubliche Kräfte verleihen, es sollte den Geist wecken und allen, die es regelmäßig essen, zu Glück, Reichtum und Ruhm verhelfen. Es sollte zudem groß und stark machen – und glücklich. Das war es, erkannte Napoléon, was er sein Leben lang bisher vergeblich gesucht hatte: Größe und Ruhm. Er unternahm seinen Feldzug durch Europa -Ziel war immer: HAMBURG. Das Franzbrötchen! (Das zu dieser Zeit eigentlich noch anders hieß – doch dazu unten mehr…) Trickreich versuchte Napoléon, alle anderen Städte, Herrscher und Großmächte zu schwächen, auszuschalten: NUR er allein sollte der Siegreiche sein, der alleinige Franzbrötchenkaiser Europas. Und so blieben die Franzosen ganze acht Jahre. Belagerten die Stadt. Benutzten die St. Petri-Kirche als Pferdestall (auch die anderen Hauptkirchen, nur St. Michaelis nicht)! Und alle, der ganze Tross, selbst die Pferde und Maultiere, bekamen Franzbrötchen, tagein, tagaus … Was Napoléon durch seine Feldzüge schaffte: Er kam zwar nicht besonders siegreich nach Paris zurück, nein, er wurde sogar ins Exil verbannt, weil er es nicht geschafft hatte, den Franzosen die alleinige Herrschaft über das Franzbrötchen zu sichern. Im Gegenteil: Ganz Europa, alle kleineren und größeren Fürstentümer oder Königreiche, nah oder fern von Hamburg, hatte ihr Interesse an diesem wunderbaren Gebäck verloren. Keiner wollte es nach Napoléon jemals wieder wagen, den tapferen Leuten in Hamburg ihr Franzbrötchen abzujagen geschweige denn, es zu verkaufen oder gar zu essen.
Das allein ist wohl der Grund, warum wir bis in unsere heutige Zeit uns glücklich darüber schätzen können, dass WIR ALLEIN die Freie und Franzbrötchenstadt Hamburg sind! Alster, Elbe, Hafen, Michel – alles gut und schön. Die wahre Schönheit unserer Stadt ist doch: das Franzbrötchen. Und noch ein Geheimnis kann ich lüften – aber- pssst!, nicht weiter verraten: Wenn man genau hinschaut, ganz, ganz genau, dann kann man im Wappen Hamburgs die geheimnisvollen Formen des Franzbrötchens erkennen. Doch dazu muss man schon sehr, sehr eingeschworen sein…

Und zu guter Letzt: es ist doch so, dass das Franzbrötchen am Anfang gar nicht so hieß. Vielleicht ist das ein – wenn nicht DER schlagende Hinweis darauf, dass man bei heutigen Nachforschungen in alten Registern und Rezept-Büchern gar nicht auf Gebäck mit diesem Namen stößt.
Lange waren sich unsere Hamburger Vorfahren gar nicht bewusst, was für einen Schatz an Backkunst sie da geschaffen hatten. In Anlehnung an die ihnen bis dahin bekannten Formen nannten sie ihr wohlschmeckendes Brötchen einfach „Zimtscholle“. Erst nach dem Feldzug der Franzosen, der in den geheimen französischen Staatsarchiven als „Opération rouleaux de canelle“ des Napoléon eingegangen ist, erst danach haben die Bürger Hamburgs mit einer gehörigen Portion Häme und Schadenfreude ihr Zimtgebäck in „Franzbrötchen“ umgetauft.

Und übrigens: Angesichts der geschilderten, historisch nicht gerade unbedeutenden Begebenheiten, wäre es durchaus an der Zeit, dass die Hamburger bei den nächsten Namensvergaben für Plätze und Straßen auch mal unser Franzbrötchen gebührend würdigen und einen Platz oder eine Straße nach ihm benennen. Schließlich sind schon ganz andere Kulinarien auf dem Stadtplan fest verankert: Hamburger Straße, Berliner Tor… Warum sollte es da nicht auch endlich mal die Franzbrötchen Chaussee geben?
Also bitte!

(Franzbrötchen-Sucht ist die einzige Sucht, die man nicht therapiert in Hamburg.)

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